- oder was einem so alles einfällt, wenn man mit den Fingern im Blumenkasten wühlt.
"Jette, was ist das peinlichste, das dir je passiert ist?"
Na ja, die folgende Geschichte war nicht die wirklich schlimmste in meinem bisherigen Leben, aber im Alter von 8 Jahren sieht man das ganz anders:
Als ich in der dritten Klasse war, sollte ein kleiner Aufsatz über "Die Arbeit im Garten" geschrieben werden. Ich schrieb gerne Aufsätze und hatte viele Ideen, aber als ich in die Nähe des Wortes "hacken" kam wusste ich, dass gleich etwas schlimmes passieren würde. Ich konzentrierte mich und konzentrierte mich, bis schließlich meine Hand, die den noch recht neuen Pelikano*-Füller hielt, so verkrampft war, dass sie im entscheidenen Augenblick, als sich das kleine "h" gerade seinem Ende zuneigte, angstvoll schlenkernd zuckte und sich so in ein böses "k" verwandelte. Ohne abzusetzen überkritzelte ich mit ganz viel königsblauer Tinte den Fauxpas und beging damit die nächste Sünde, die "Schmierereien im Heft" betraf.
Wäre ich in diesem Augenblick im Hort und nicht in der Schule gewesen, dann hätte ich zu Tante Anneliese (damals sagt man noch Tante zu den Erzieherinnen) gehen können und die hätte mit je einem Tropfen aus zwei Zauberfläschen nahmens Tintentod den Schaden begrenzt... aber ich war nicht im Hort!
Ich musste das ganz alleine durchstehen und mir am Ende sagen lassen, dass ich mal wieder mit den Gedanken woanders gewesen sei und mich besser konzentrieren solle.
Das Leben ist nicht gerecht!
Und Schule schon gar nicht.
Diese Erkenntnis bereitet die eigentliche Pein.
*) Zu meiner Schulzeit kam es bei vielen fast einer Religion gleich, ob man mit Geha oder Pelikan schrieb. Und irgendwas anderes (Kreuzer? Parker?) oder gar Noname-Füller gingen schon mal gar nicht!
Soviel zum Thema "früher gabs kein übertriebenes Markenbewusstsein!"...
PS: Die Tintentod-Formel
Neuköllner Alphabet
vor 2 Tagen
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