Donnerstag, 26. März 2015

Von der Sehnsucht nach Gefahr


 "Warum finden so viele Menschen Krimis toll?" fragt M. 

"Unser Leben kennt kaum noch Gefahren", sage ich spontan, "und so ein Krimi vermittelt zumindest  theoretisch eine gewisse Ahnung davon. Manche gehen weiter. Hausfrauen lassen sich heimlich mit Bondage traktieren. Jugendliche stechen mit Messern auf einander ein oder opfern sich dem Gott des Cristal meth. 15jährige Mädchen ziehen nach Syrien in die Schlachten des IS. Und der Rest guckt eben Krimis. - Nicht mal Autofahren ist mehr gefährlich, wenn die Dinger rundum mit Sensoren ausgestattet sind."

"Meinst Du, wir hätten hier zu lange keinen Krieg gehabt?"
Kaum bemerkbar schwingt in dem Satz die Befürchtung mit, dass ein solcher schon direkt an die Tür klopft.

Ich weiß es nicht. Und schon gar nicht ahne ich auch nur, aus welcher Richtung und in welcher Form die Bedrohung kommen wird. Vielleicht müssen wir, wie die Litauer, wieder die Wehrpflicht einführen und auch im zivilen Bereich "Krieg üben"? Die Angst vor Krieg gärt an vielen Enden und aus verschiedenen Gründen. Vielleicht haben die "Putinversteher" sogar die größte Angst. Paris ist auch nicht gerade weit weg. Viele bauen wieder wie in den Zeiten des kalten Krieges Bunker in den Garten und sammeln Vorräte für Monate. Das ist in einer städtischen Mietwohnung natürlich nicht möglich, da muss man fatalistischer denken. Aber der Westberliner ansich hat ja Übung aus Mauerzeiten, wo man hier ja noch nicht mal Waffen besitzen durfte. Jetzt decken sich viele vielleicht mit recht fragwürdigen Gerätschaften zur Selbstverteidigung ein und wenn dann doch keine Not kommt? Ballern sie aus lauter Frust in der Gegend herum?

Bis an die Zähne bewaffnete "Prepper" decken sich mit allem ein, was man angeblich zum Überleben bei Cyberangriffen, Ebola, Blackout, konventionellem Krieg, Atomkraftwerksunfällen oder der Landung von Außerirdischen braucht und rudern zum Teil gefährlich nah an den sumpfigen Gewässern der einen oder anderen Verschwörungstheorie. Die Prepper glauben, dass man sich für ALLE Eventualitäten vorbereiten muss und: Sie haben genug Geld, um ihre Ängste als Überlebensstrategie zu kultivieren. UND: viele von ihnen erwarten den "Doomsday", den Tag der Rache, das jüngste Gericht. Womit haben die sich denn das wohl eingehandelt?

PS: Ich decke mich schon mal mit Trockenwasser ein.

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