Donnerstag, 20. November 2008

Schlange stehen

Also erst einmal: Schlangen können nicht stehen.
Und dann: Können sie doch. Zum Beispiel auf einem x-beliebigen Amt.

Ich mache mich darauf gefasst, lange in der Schlange zu stehen und habe mir deswegen ein Buch mitgenommen.
Für Männer ist Bücherlesen nicht en vogue.
Einer von ca. hundert liest in einer Zeitung und etwa zehn starren auf das Display ihres Mobiltelefons. Ob sie etwas lesen oder Tetris spielen, kann ich nicht erkennen.

Bücherlesen ist offenbar doch den Frauen vorbehalten, davon gibt es einige.
Und so lese ich entspannt "Picknick am Wegesrand" (Die Roman-Idee für den Tarkowski-Film "Stalker") und bin nach einer Stunde an der Reihe, von einem schlechtgelaunte Schalterbeamten verbal misshandelt zu werden. Ein schöner Höhepunkt eines solchen Vormittags.
Wieso ich ihm meinen Ausweis entgegenhalte?
Na, weil ich ihm vielleicht mal zeigen will wie hübsch der aussieht.
Das denke ich aber nur. Ich bleibe korrekt und freundlich und verrate ihm, dass ich ihn verlängern lassen möchte.
Warum ich ihm außerdem ein völlig überflüssiges Formular abgebe?
Tja, weil ich dachte, so überflüssig kann es nicht sein, wenn es einem zum Ausfüllen überreicht wurde...

Die zauberhafte Welt der Bürokratie werde ich wohl nie durchschauen.

Und deshalb frage ich ihn, was ich denn seiner Meinung nach hätte besser machen können,
woraufhin er mich anpampt, dass er mich überhaupt nicht bedienen müsse und ich kontere mit: "Das wolln wir mal sehen!"
Ich wünsche ihm dann trotzdem einen auffallend schöneren Tag, als er ihn wohl bis dahin bedauerlicher Weise hatte und entferne mich zügig von Ort des Geschehens ehe er mir seinen Locher hinterher wirft.

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