Freitag, 6. August 2010

Grußformeln

Ich möchte am Vormittag nicht mit "Mahlzeit!" begrüßt werden.
"Mahlzeit!" ist einer der dämlichsten Grüße, wo gibt.

"Na, wieso" antwortet der Nachbar auf meinen unwilligen Blick, "es ist doch schon Mittag." Er schaut auf seine Armbanduhr.
Es ist gerade mal halb zwölf.
" 'Zweites Frühstück' lasse ich durchgehen. Aber Mittag ist es sogar astronomisch betrachtet frühestens um halb eins."
Er stutzt. Und bei Sommerzeit erst um halb zwei, könnte ich hinzusetzen, tue es aber nicht.
Er grinst.
" 'Zweites Frühstück', auch nicht schlecht."

Lieber Herr Nachbar, es gibt auch Grußformeln, die nicht auf den Zeitpunkt der Nahrungseinnahme hinweisen, sondern tatsächlich dem Grüßen oder guten Wünschen dienen,  beispielsweise ein neutrales "Guten Tag". Diese Formel empfiehlt sich im übrigen auch, wenn man einen Polizisten auf dem Richardplatz fragt, was er da für ein interessantes technisches Gerät bediene...
Anstelle einer Antwort auf meine Frage erhielt ich die schroffe Aufforderung, gefälligst erst mal 'Guten Tag' zu sagen!

Der Berliner Sprache fehlt zwar ein eigenes Grußwort, aber dafür existiert seit eh und je ein abwechslungsreiches Angebot, das man nicht auf seine Importeure beschränken muss: Aloha, Ahoi, Glück auf, Grüezi, Hola, Moin, Salü, Schalömchen...

Grundsätzlich empfiehlt sich, ein normabweichendes Grußverhalten zur üblichen Phraseologie anzuwenden, denn es fördert die Aufmerksamkeit auf beiden Seiten.
Situationsbezoge Wünsche, wie "angenehmes Treppensteigen!" oder "unterhaltsame Post!" könnten jedoch als Einmischung in die Privatsphäre missinterpretiert werden und sind deshalb nur bedingt empfehlenswert.

Wem gar nichts einfällt, der spielt Phrasenbingo, das bringt wenigstens ein bisschen Abwechslung:



PS: Auch nicht schlecht, aber eine andere Abteilung - eine Phrasendreschmaschine der neuzeitlichen Art


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