Jeder, der sich sicher ist, dass unser Alltag ohne Computertechnik, egal ob privat oder beruflich, nicht mehr zu bewältigen wäre, müsste für dieses Phänomen Conrad Zuse (* 22.6.1910 - † 18. 12.1995) endweder täglich auf Knien danken oder gnadenlos hassen.
Was hat er uns nur eingebrockt!
Vernichtung unendlich vieler Arbeitsplätze und ganzer Berufsgruppen.
Wenn man nur allein die Gruppe aus Grafik, Illustration, Layout, Plakatmalerei, Druck, Setzerei, Korrekturlesen, Schriftschneiden, Schriftgießen...
Was in der Vor-PC-Zeit viele Arbeitkräfte erledigten, macht heute ein einziger Mensch, häufig auch ohne spezielle Ausbildung, mit dem Werkzeug Computer. Bis vor gut 20 Jahren in Händen einiger Durchgeknallter, die gerne auf "Bernsteinbildschirme" starrten, dann plötzlich in Farbe und bunt und damit für eine schnell wachsende Gruppe interessant.
Anfangs rar und unbefriedigend stellte sich die Erreichbarkeit von kostengünstiger oder gar -freier Software dar, die möglichst auch noch gut zu handhaben sein sollte. Gute, aber eben auch teure Programme für Grafiker waren überwiegend der relativ kleinen Glaubensgemeinschaft, die sich aus Besitzern der ebenso kostspieligen Macintosh-Rechner zusammensetzte, vorbehalten.
Erst nach und nach gab es gut funktionierende Softwareversionen für PC-Nutzer. Und bis es günstigerer oder kostenlose, aber funktionierende Programme gab, mussten schon ein paar Jährchen ins Land gehen.
"Wieso?" höre ich die einen oder anderen protestieren, "die haben immer gut funktioniert!"
Ja, denke ich dann, für Männer mit Programmiererhirn vielleicht... Aber für all die vielen anderen Nutzer, die ja nun schon lange nicht mehr ausschließlich dem Inner Circle angehören? Wobei ich mich natürlich auch frage, was man daran so toll gefunden haben kann, wenn z.B. bei frühen Gimpversionen, für jedes Werkzeug und dessen Einstellung Massen von neuen Fensterchen aufpoppten. In Nullkommanix musste die Taskleiste wegen Überfüllung geschlossen werden...
Schnell entwickelte sich dann aber alles so, dass auch ich mit meinem ursprünglichen Beruf bestenfalls noch was Mickriges dazuverdienen kann, zumal außerdem heute niemand mehr einen schlichten Grafiker einstellen mag, - wenn dann müssen es schon "Designer" mit abgeschlossenem Hochschulstudium sein, am besten als Meisterschüler - oder gibt's das nicht mehr?
"Einstellen" hab ich gerade geschrieben? Entschuldigung - einen Praktikumsplatz zur Verfügung stellen, meinte ich.
Meine erste Begegnung mit MS paint war noch recht blass |
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