Donnerstag, 30. Juli 2009

Muschelig

Gestern abend habe ich die Gelegenheit genutzt und dem "Froschkönig" im Schillerkiez, Weisestraße 17 einen Besuch abgestattet. Stummfilm war angesagt, und wie wir dann vor Ort genauer erfuhren: "Die Muschel und der Kleriker" - 40minütiger surrealistischer Film, Frankreich 1927.
Mir gefiel der Anfang am Besten, vielleicht auch, weil man keine Chance hatte zu ahnen, wie's weitergeht: Da sitzt ein junger Herr - der Kleriker - an einem Labortisch, vor ihm viele runde Glaskolben, zu Hälfte mit einer dunklen Flüssigkeit gefüllt und in seiner Hand die Schale einer extra riesigen Auster, in der sich ebenfalls eine dunkle Flüssigkeit befindet. Er greift nach einem Kolben, gießt aus der Muschelschale etwas Flüssigkeit hinzu und lässt den Kolben links neben sich auf den Boden fallen, wo er zerbricht. Dann ist der nächste Kolben dran und der nächste... Der Glasscherbenhaufen immer größer, aber die Kolben auf dem Tisch werden nicht merklich weniger und auch nicht die Flüssigkeit in der Muschel.
Wunderbar!
Und wie gings weiter?
Auf jeden Fall sehr mystisch....
Der Mann am Klavier haute locker in die Tasten und konnte es sich nicht verkneifen, immer wieder beim Anblick eines Schiffes die achtsegelige Brecht-Ballade anzustimmen...
Alles in allem ein unterhaltsamer Abend, der nach Wiederholung ruft.

Wer sich speziell für diesen Film interessiert, der als der erste seiner Art gilt (noch vor "Der andalusische Hund"):
Ausschnitte und Kurzzusammenschnitte, in denen auch die Szenen neu gemischt wurden mit verschiedensten Musiken gibt es natürlich mal wieder reichlich bei YouTube.
Die Suchergebnisse gibt es aber nur in französisch und englisch.
Und aufgemerkt: Hier haben Angaben wie z.B. "Part 1" nicht zwingend was mit dem ersten Teil des Films zu tun...
Der tatsächliche (vollständige?) Anfang ist hier zu finden, - mit Musik von "Dr Octagon" (Geschmackssache).

Aber es gibt auch eine DVD mit noch mehr Filmen von Germaine Dulac.
Wer allerdings umfassende Informationen über die feministische Regisseurin sucht, wird's nicht leicht haben.

Und wer mehr über den Froschkönig wissen will, geht einfach hin.

Oder liest ein Märchen.

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