Montag, 10. März 2014

Die Abnutzung der Gerechtigkeit


Dass sehr vielen Menschen (auch mir mitunter) der Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit nicht immer augenfällig ist, ist zwar blöd, aber oft auch wirklich schwer eingängig.
Was mich aber richtig nervt, ist die inflationäre Unterbringung der Frage nach der Gerechtigkeit bei Dingen, die weder was mit Recht noch mit Gerechtigkeit zu tun haben, wie beispielsweise:
Ist es gerecht, dass heute bei Bäcker K. schon um 11 Uhr die Käse-Kümmelbrötchen ausverkauft waren?
Ist es gerecht, dass im ehemaligen Buchladen jetzt ein Spielkasino ist?

Ist es gerecht, dass meine Freundin den extra für sie mühevoll gebackenen Kuchen nicht essen mag?
Ist es gerecht, dass Lisa rosa Hausschuhe zum Geburtstag geschenkt kriegt?

Wenn man 'gerecht' mit 'gut' gleichsetzt, könnte man zumindest bei den ersten beiden Beispielen ganz klar "nein" sagen, bei den nächsten beiden wäre etwas Ursachenforschung zur Klärung der Fragen nötig.

Weiter mit dem letzten Beispiel:

Ist es gerecht, dass arme Menschen im Alter hungern und frieren?

Klar ist, dass niemand hungern oder frieren sollte, bei armen Menschen kommt es aber häufiger vor.
Statt "arme" müsste die Formulierung wie bei der vorhergehenden Frage lauten, die mit "manche (einige, viele)" gestellt wurde, damit sie sinnvoll beantwortet werden kann.

Schon lange vorher sollte natürlich die immer unerfreulichere Gesamtsituation verändert werden, die solche Sätze überhaupt möglich macht!

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