Sonntag, 9. März 2014

ADAC + John Ogilby


Apropos ADAC:
Wenn ich jene vier Buchstaben höre, kommen in mir begeisterte kindliche Erinnerungen hoch. Natürlich nicht wegen der Hochglanz-Mitgliederlektüre, oder wegen geschönter (mit Studien belegt!), lobbyistisch geprägter Untersuchungen. Nein!
Ganz einfach wegen der wunderbaren Streckenkarten, die sich Mitglieder für ihre Urlaubsreise drucken lassen konnten. Vielleicht waren es diese Karten, die auf mich einen solch intensiven, prägenden Eindruck gemacht haben, dass ich später problemlos mit Stadt- und Landkarten aller Art umgehen konnte. Selbst in fremden Sprachenfällt es mir nach wie vor leicht die Anordnungen von Städten, Bergen, Küsten und Himmelsrichtungen zügig zu einem Ganzen zusammenzusetzen um sie auf der Zeichnung orientierungsfähig wiederzuerkennen.

Nun interessieren mich auch recht alte Karten vom "TO"-Weltbild, das meist Jerusalem als Mittelpunkt darstellt, über die oft recht kreativen Werke späterer Orientierungssuchender bis zu den manchmal noch unsicheren Kontinentanordnungen auf den ersten kugelförmigen Darstellungen, die ziemlich verrückten Bambusstäbchenkarten einiger Pazifikinselbewohner und das Entdecken von fetten Fehlern in aktuellen Kartenwerken. Da gibt's Straßen, gleich hier um die Ecke, die gibt's gar nicht. Die gab's mal vor mehr als hundert Jahren oder waren in Planung, als ich noch nicht geboren war (also vor einem der letzten Kriege...), wurden aber nie gebaut.

Beim bewundern besonders schöner Exemplare im Internet stieß ich unverhofft auf den knapp 350 Jahre alten Vorgänger der ADAC-Streckenkarten. Der ehemalige Tänzer und spätere Verleger John Ogilby hatte die "strip maps" augenscheinlich für den 1675 erschienenen Straßenatlas Britannia  in Auftrag gegeben.


Die vierbuchstabigen Streckenkarten werden wohl spätestens seit es Navis gibt, nicht mehr produziert. Auch von keinem anderen Anbieter. Und das ist sehr schade, denn erstens waren die Karten immer zuverlässig, zweitens waren sie größer, im Hochformat und dadurch übersichtlicher als Navis und drittens konnte man bequem vor und zurückblättern, um Vergangenes noch einmal Revue passieren zu lassen und noch Kommendes früh genug zu erkennen, bevor es schon wieder vorbeigehuscht ist.

PS: Ein Buch mit ein paar hübschen alten Karten und CD mit digitalisierten Exemplaren kann man sich für ausreichend Geld bei "The Pepin Press - Agile Rabbit Editions" ordern.

PPS: Und hier bietet ein privater Sammler nach wie vor einen kleinen Einblick in sein Archiv von Berlinkarten an.

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