Samstag, 20. August 2011

Spacken

"Du, die haben den Brandstifter. Das war ein Postbote!"
"Ein Postbote? Kaum zu glauben."
Ich denke an mittelalte Herren in Postuniform, mit Kindern und vielleicht auch schon Enkeln und der Aussicht auf eine erkleckliche Rente. Gut, man weiß, manch gutsituierter Familienvater engagiert sich auch schon mal heimlich als Hooligan oder ist überraschend in einem Dominastudio wiederzufinden, warum also nicht auch mal beim Häuseranzünden?
Aber - alles Quatsch.

Schnappschuss aus der Abendschau vom 19.8.11
Es handelt sich um einen ziemlich jung gebliebenen spacken* Zeitungsausträger.
Vermutlich nix mit Enkeln Kindern auf dem Schoß und sicheren finanziellen Verhältnissen.
Das Geld reicht möglicherweise gerade mal für die großkarierten Bermudas und ein Kapuzenshirt aus den Gropiuspassagen...
Mitleid?
Nee. Enttäuschung.
Ich hätte gerne die Geschichte des älteren Herren mit Postuniform und fröhlichem Familienleben gelesen/gesehen. Das wäre einfach mal wieder - ich gebe es zu - spannender und unterhaltsamer gewesen.

*) Die Eigenschaft spack bedeutete zu meiner Neuköllner Kinder- und Jugendzeit nichts anderes als dünn. Und zwar auf den Körperbau bezogen. Wie ich in den letzten Jahren dazulernte, bezieht sich anderswo die Dünnheit im Sinne von schwach vornehmlich auf den Geisteszustand.
Was nun unseren Zeitungsausträger betrifft, ziehe ich beide Definitionen in Betracht.

Laut DWDS heißt spack = dürr und bezieht sich auf landschaftliche Verhältnisse.


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