Montag, 24. August 2009

piff paff puff


Jette war wildern.
Auf verlassenen Grundstücken.
Eins neben dem anderen.
Wo gibts sowas?
Gleich um die Ecke.
An der Späthbrücke.
Beim Ausschauhalten nach ein paar Holunderbeeren wurde Jette angesprochen: "Schade, dass dit hier allet abjerissen wird. Jetzt liegt hier allet brach. - Kommse, ick zeig Ihn'n dit mal." Jette veschwindet mit einem alten Herrn in einem kleinen, grün überwucherten Weg.
Rechts und links öffnen sich kleine Paradiese.
"Schüttle mich! Schüttle mich" rufen die Apfel- und Pflaumenbäume.
Jette entdeckt wunderschöne Blumen. Der alte Herr leiht Jette ein Taschenmesser. Und so stromern sie von Garten zu Garten durch kaputte Zäune und Gestrüpp und wenige offenstehende Türen. Die meisten wurden von den letzten Besitzern zum Abschied ordentlich abgeschlossen, - aber nicht alle. Die Häuschen stehen leer, viele Scheiben sind kaputt, manche Jalausie herabgelassen und einige sind von andern Wilderern weiter zerstört oder vermüllt worden.
"Was soll denn hier gebaut werden?" fragt Jette neugierig.
"Keine Ahnung." Der alte Herr zuckt mit den Schultern.
Mobiler Wachschutz sei unterwegs. Das steht jedenfalls auf einem Schild an der Haarlemer Straße.

Mit einem Blumenstrauß, so dick, dass beide Hände nicht herum passten, einer guten Portion Holunder und einem Zitronen-Limonen-Eis vom Villa-Rixdorf-Hof kam Jette wieder zuhause an und verteilte Flox, Goldruten, Buschwindröschen, Wicken, Astern, Malven und anderes erstmal auf mehrere Vasen.

Und dann die Recherchearbeit.
Bauvorhaben an der Späthstraße?
An der Haarlemer Straße?
Und findet schließlich was...

Wohl schon vor vier Jahren fand Stadtrat Bläsing den Bau eines Großpuffs voll prima: "Da das Grundstück von Kleingartengelände umgeben sei und sich keine unmittelbare Wohnbebauung, sondern nur einige Firmen in der Nähe befänden, werde das Bordell niemanden stören, sagte Blesing. Im Bezirksamt sei es nicht umstritten gewesen." (Die Quelle dieses Zitats ist Jette bekannt) *Die Grünanlagen am Ufer des Teltokanals (Britzer Hafen) werden ja auch generell nicht von Kindern aufgesucht... und die zwei Schulen stehen da eigentlich auch gar nicht, die sind ja gaaaanz weit weg ... und ....

Der größte Teil der
Kleingartensiedlung, an deren Stelle das Gebäude stehen soll, wurde dann offenbar auch schon mal entmietet.

Bis 2008 sollte das Gebäude übrigens fertig gebaut sein.
Bis jetzt ist aber kein piff-paff und kein Puff zu sehen.

Vielleicht kann das Gelände ja noch ein wunderbares Wildwuchslabyrinth werden.
Väter! Geht mit euern Kindern stöbern und stolpern! Solange es noch möglich ist! Und Ferien sind. Und nascht Himbeeren!
Ach übrigens: Zur Zeit ist bezüglich des Stolperns etwas Obacht geboten (nicht wegen dem "mobilen Wachschutz"), weil teilweise der elektrische Strom in den Hütten nicht wirklich gekappt ist!
In'n Puff könnt ihr dann später immer noch.

Zum Nachlesen:
Die Welt im September 2007
Und zur gleichen Zeit in der Berliner Zeitung.

Und hier zur besseren Orientierung bei Google-Maps

*) Ich bezeichne hier nichts näher, und schreibe auch keinen Link rein, da ich weiß, dass diese Seite auch von ein paar Kindern gelesen wird!

1 Kommentar:

Cornelia hat gesagt…

Ich habe ja immer gesagt, dass Neukölln sehr schön sein kann. Man muss halt die richtige Ecke kennen.
Aber imm Märchen heißt es doch: Rüttle mich! Schüttle mich! Dann reimt es sich auch.