Samstag, 24. Juli 2010

Kult...

"Wem das nichts ist", der Blick ruht gerade auf einem Stück ungemähter Blumenwiese, "der kann ja rüber zum kultivierteren Rosengarten gehn."

Und Zack - habe ich wieder einen Kulturbeutel im Kopf, den ich als junger Mensch mal in Zivilistionsbeutel umtaufte, denn mit Kultur hatte er in meinen Augen nicht viel zu tun, aber - das wird mir nun klar: mit Kultiviertheit.
Genauso wie die Kultivierung erfordert auch jene eine straffe Ordnung und klare Signale, sonst wird aus dem jungen Gemüse kein ordentliches und vergleichbares Zuchtergebnis.
Und ohne Kulturbeutel schmaddern Schampoo, Brisk und Zahnpasta einfach im Koffer durcheinander! Richtiger: Ohne Kultiviertheitsbeutel.

Die kultivierte Frau ist elegant und modisch, trug lange Zeit ihr Haar blondiert und dauergewellt und das geblümte Kleid überknielang. Sie roch  nach 4711, trank Klosterfrau-Melissengeist, war nach Möglichkeit gebildet, und spricht aber auch heute nur, wenn sie gefragt wird. Sie neigt zur körperlichen Schwäche, da ihr Geist ständig mit irgendwas beschäftigt ist, worüber sie sich nicht aufregen möchte.

Heute macht man kein Geheimnis mehr daraus, dass ein ausreichender Bildungsstand nicht zwingend Intelligenz und Klugheit voraussetzt (und umgekehrt), wohl deshalb waren und sind die beiden auch keine Bedingung für Kultiviertheit, sondern gegebenenfalls als weitere Eigenschaften hinzugefügt.

Gibt es offizielle Definitionen, zu dem was Kultiviertheit ausmacht? Natürlich je nach Kulturkreis anders - aber wie?

volle Packung
Auf meiner ziemlich erfolglosen Suche nach Hinweisen bin ich auch auf "Salsa-Gigolo" Ralf gestoßen, der sich stundenweise ausschließlich an "kultivierte Frauen" verleiht. Das gehört dann also auch dazu.

Als Zeichen von damenhafter Kultiviertheit in Moskau und Petersburg (und natürlich nicht nur dort) galt es, sich nicht mehr selbst ums Kind zu kümmern (können), sondern dies einer Amme zu überlassen. Die Autorin des hier verlinkten Buches bezeichnet dies unverblümt als Zivilisationsschaden.

Und nun noch ein paar Zitate zur Erhellung:
"Die schöne, kultivierte Frau fühlt sich fremd in der urwüchsigen Landschaft"
"sie ist eine sehr kultivierte Frau, spricht immer sehr akademisch"
"...sehr schöne und kultivierte Frau. Vergleichbares findet man sonst nur im hochpreisigen Escort Bereich."
"Meine Mutter war eine kultivierte Frau, sie lallte nicht, hatte keinen Schluckauf und konnte stets ihren Lidstrich in korrekter Art und Weise nachziehen. (Hier weiterlesen)"


PS: Und was ist jetzt eigentlich Kultur?
Etymologisch entstammt das lateinische Wort colere der indogermanischen Wurzel kuel-  für „[sich] drehen, [sich] wenden“, so dass die ursprüngliche Bedeutung wohl im Sinne von „emsig beschäftigt sein“ zu suchen ist.
Oder im Sinne von einem wildwüchsigem Durcheinander?

Ja!

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