"...und dann dringen Sonnenstrahlen in deine Nasenlöcher ein und schmelzen sie von innen, darum musst du sie auch immer zuhalten!"
Echt?
Na sicher!
Allerdings verschweigt der Autor der obigen Warnung, dass das Schmelzphänomen auch ohne Sonnenstrahleneinfluss passieren kann. Bei der Fähigkeit von innen zu schmelzen handelt es sich um einen relativ selten auftretenden Gendefekt. Normalerweise würde die menschliche Verflüssigung erst während des Verwesungssprozesses eintreten und im Gegensatz zur noch viel selteneren, plötzlich auftretenden "spontanen Selbstentzündung" setzt die Schmelzung meist schleichend und oft auch völlig unbemerkt ein. Dass der personelle Schmelzvorgang ein zwar seltener, aber doch auch von alters her bekannter Prozess des menschlichen Zergehens ist, zeigt sich auch in einem Gedicht von Frederik Kiempneer(1717 - 1803)*. Selbst betroffen von jenem tragischen Schicksal, richtete er es besonders an Mitbetroffene, denen man damals noch zumeist mit äußerster Befremdung begegnete:
Nun schließlich kommt die Zeit,
die wie der Sonne Hitz erscheinet,
und uns im Innern glühen lässt
sodann als Schmelz von hinnen weinet.
Alles Feste kommt ins Fließen
und Verrinnen. All die edlen Säfte,
grad eben noch zum Leben streben,
nun von innen sich ergießen
und dahin sind alle Kräfte.
Es war eine schöne Zeit.
*) Frederik Kiempneer stammt aus der, zu Unrecht völlig vergessenen und künstlerisch sehr umtriebigen westfriesischen Linie eines weitverzweigten Familiengeschlechts und ist damit ein Vorfahr der bedeutend bekannteren, wenn auch nicht unbedingt begabteren Schriftstellerin Friederike Kempner, die sich thematisch ebenfalls bevorzugt mit sehr verschiedenen, meist schmerzlichen, menschlichen Schicksalen auseinandersetzte.
...und nicht zuletzt:
Bastian Sick:"schmelzen"
Zuletzt:
Ich gehöre zu den Sonnenstrahlenschmelzern, mir läuft der Rotz...
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