Heute im Parlament:
kauderwelsch Adj. ‘wirr, fehlerhaft oder fremdartig im
sprachlichen Ausdruck und daher schwer verständlich’. Die seit der 1.
Hälfte des 16. Jhs. bezeugte Bildung (frühnhd. auch kuderwelsch)
enthält als zweiten Bestandteil das Adjektiv welsch ‘romanisch,
bes. italienisch’ (s. d. sowie Wallach, Walnuß), das oft
ganz allgemein eine unverständliche Sprache kennzeichnet (vgl. rotwelsch).
Schwierigkeiten bereitet die Erklärung des ersten Kompositionsglieds.
Häufig wird in ihm eine lautliche Umgestaltung des schweiz. Ortsnamens Chur
(obd. auch Kauer) gesehen; danach wäre kauderwelsch
identisch mit der seit dem Frühnhd. üblichen Bezeichnung Churwelsch
(vgl. die Sprachbezeichnung Kurwalchen bei Hermann v.
Sachsenheim, Mitte 15. Jh.) für die rätoroman. Sprache Graubündens.
Zwischen beiden Formen wird im 16. Jh. (bei Mathesius) tatsächlich
mehrfach ein enger Zusammenhang hergestellt, doch ist hierbei
nachträgliche wortspielerische Gleichsetzung nicht auszuschließen. Eine
andere Anknüpfungsmöglichkeit bietet obd. Kauderer
‘Zwischenhändler, wucherischer Kleinhändler’, Nomen agentis zu obd. kaudern
‘Kleinhandel treiben’, das vielleicht als Iterativum zu frühnhd. kauten,
käuten, mnd. kūten ‘tauschen’ zu stellen ist. Obd. Kauderer
ist daneben in der Bedeutung ‘Werg-, Flachshändler’ bezeugt; vgl.
frühnhd. Kuder, Kauder ‘Abfall beim Hecheln des
Flachses’, md. kawte ‘Flachs in bestimmter Form und Menge’ (Ende
14. Jh.), wofür von Knobloch
in: Lingua 26 (1970/71) 305 Anschluß an die slaw. Wortgruppe von russ. kudél’кудель) ‘zum Spinnen vorbereiteter Flachs’ vorgeschlagen
wird. Dann bezöge sich kauderwelsch ursprünglich auf die
Redeweise wandernder Händler (oder zugewanderter Flachshechler ?) aus
Italien oder der Schweiz. Diese Auffassung wird dadurch gestützt, daß
Fischart Kuderwelsche in einer Aufzählung verschiedener
Gewerbetreibender nennt und daß bereits im 13. bzw. 14. Jh. Kudirwale
(Köln), Khawderwalch (Rain in Schwaben) als Beiname von Bürgern
belegt ist. Sehr einleuchtend erscheint auch Zusammenhang mit oder
Beeinflussung durch obd. kudern, kaudern ‘undeutlich
sprechen’, ein zunächst (wohl lautmalend) das Kollern des Truthahns
bezeichnendes Verb. An das Adjektiv schließen sich an Kauderwelsch
n. ‘wirre, schwerverständliche Sprache’ (16. Jh.), kauderwelschen
Vb. ‘wirr, in schwerverständlicher Ausdrucksweise reden’ (18. Jh.).
(DWDS)
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