Neulich brachte mich der Zufall vorbei an einem Ort meiner Kindheit. Nun stand ich auf der anderen Seite und blickte über das Wasser des Teltowkanals hinweg verklärt auf meine Erinnerungen. An der Stelle meines Blickwinkels stand zu Kinderzeiten die Mauer. DIE Mauer. Jetzt stehe ich an eben dieser Stelle auf dem frisch asphaltierten Berliner Mauerweg und hinter meinem Rücken eine doppelt so hohe Wand. Nur dass es diesmal keine Besatzungszonen- oder Staatsgrenze ist, sondern der Schallschutz für die neue Autobahn. Und vor mir sehe ich einen Teil meiner Kindheit vorbeiflitzen. Auf Kinderrädern mutig, fast selbstmörderisch den Sandweg an der Wasserkante balancierend.
Die ganze Strecke von der Johannisthaler Chaussee bis runter zum Kraftwerk Rudow.
Kreischend vor Vergnügen darüber, dass noch nie jemand mitsamt dem Rad ins Wasser gefallen ist. Jedenfalls niemand, den wir kannten.
Heute ist der Weg zum großen Teil mit Steinen unterfüttert und stabilisiert.
Und das Kraftwerk hat inzwischen seinen Dienst eingestellt und wird abgebaut.
Für Kraftwerke gibt's kein Gnadenbrot.
Und deshalb ist das Wasser jetzt frei von Schaum.
Und niemand kann mehr seinen Kindern zeigen, wie man bei der Betriebsbahn die Weiche heimlich umstellt.
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Neuköllner Lagerhaltung
vor 5 Tagen
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