Wiederentdeckung: Kapok (kuschelig)
und Neuentdeckung: Pişmaniye (süß)
Neulich in einem türkischen Lebensmittelgeschäft fiel mein Blick auf ein Produkt, dass aussah wie Kapok, aber im Regal für Süßwarenspezialitäten lag. Das muss mit, das will gekostet werden! Gedacht, getan und für lecker befunden.
Äußerlich beinahe wie Zwillinge und doch so verschieden sind Inhaltsstoffe, Herstellung und Gebrauch. Beide sind frei von tierischen Komponenten, also für Veganer bestens geeignet!
Und nun kommt noch eine Gemeinsamkeit: so wie Kapok ist auch Pişmaniye gut zum Aufpolstern geeignet, allerdings vorrangig an den Hüften!
Kapok wird aus den Fruchthülsen des Kapokbaums geerntet, die Samenkörner herausgesammelt und dann das flauschige Gewuschel ins Kopfkissen gestopft. Der Kapokbaum wächst in vielen Gegenden von Indonesien, Afrika bis Südamerika, also hauptsächlich in der südlichen Hemisphäre und lässt jährlich reichlich Früchte reifen. Die Fasern wärmen, sind feuchtigkeitsabweisend und wurden lange Zeit gerne zum Ausstopfen von Polstern im Innen- und Außenbereich verwendet.
Kapok wurde überwiegend von Kunstfasern/Erdölprodukten abgelöst und kaum einer kennt das Zeugs noch.
Pişmaniye dagegen ist ein Küchenprodukt und wird scheinbar in erster Linie aus dicken Kandisklunkern und Mehl gemacht.
Wo ist das Rezept zum Nachmachen? Es gibt ein paar schlaue Internetschreiber, die behaupten, sowas könne man nicht selber machen, das ginge nur industriell.
Wenn man sich damit nicht zufrieden gibt, findet man Videos, in denen sich eine heitere türkische dörfliche Männergruppe der Herstellung dieser Süßspeise in der heimischen Küche widmet.
Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5
Der einzig wirkliche Nachteil des dokumentarischen Materials: Ich kann kein Türkisch
Ansonsten: Die Filmqualität ist zwar gruselig schlecht, aber ein paar elementare Hinweise für die Herstellungstechnik kriegt man durchaus mit.
Deutsche vergleichen Pişmaniye im allgemeinen mit Zuckewatte, Türken nennen es Baumwolle.
PS: Vor ein paar Jahren ist es mir gelungen, für ein Ausstopfprojekt den überrascht-skeptischen Händler eines "Wir machen Matrazen noch selber"- Geschäfts in Friedrichshain davon zu überzeugen, mir ein Kilo Kapok zu verkaufen.
Das Kilo haben wir allerdings mangels kleiner Waage nur geschätzt, was bei solch leichtem und voluminösen Zeug nicht einfach war.
Heutzutage kann man Kapokschoten auch im Tierhandel als Nistmaterial bekommen.
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